Pflegeexperten/innen APN und deren Mehrwert für die Langzeitpflegeinstitutionen

Veröffentlicht am 9. Juli 2023 um 12:51

Was ist ein/e Pflegeexperte/in APN?

Pflegeexperten/innen APN erfüllen bestimmte Kriterien. Dazu gehört die Weiterbildung auf Masterstufe (Master of Science), eine klinische Spezialisierung sowie der Fokus auf die Bewohnenden und deren Angehörigen. Hinzu kommt, dass in ihrer täglichen Arbeit folgende 6 Kernkompetenzen integriert sein müssen: Coaching & Führung, Beratung & Konsultation, Evidence based practice, Leadership, Zusammenarbeit und ethische Entscheidungsfindung.

 

Was ist der fachliche Unterschied zwischen Pflegeexperten/innen APN auf Masterstufe im Gegensatz zu Pflegeexperten/innen ohne Masterabschluss?

In der Schweiz wird der Begriff des/der Pflegeexperten/in APN unterschiedlich verwendet. Auch Pflegefachpersonen mit einem Bachelor-Abschluss, NDS oder HFP beanspruchen diesen Begriff. In der Praxis zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede in ihrer Arbeitsweise, hinsichtlich deren Herangehensweise und Problemlösung sowie Autonomie und Verantwortungsübernahme. Pflegende ohne Weiterbildung auf Masterstufe können als Pflegeexperten/innen in ihrem spezialisierten Feld zwar gut operieren, aber aufgrund fehlendem generalistischem Wissen nicht die Verantwortung für komplexere Verläufe übernehmen. Hinzu kommen Limiten beim Lesen und Interpretieren von (englischer) Fachliteratur und Studien oder beim Beurteilen pathophysiologischer oder pharmakologischer Zusammenhänge.

 

Was sagen Schweizer Studien zum Rolleninhalt einer Pflegeexpert/in APN?

Allgemein kann gesagt werden, dass Institutionen mit Pflegeexperten/innen APN ein höheres Engagement bei der Qualitätsverbesserung zeigen. Diese Institutionen sind ausserdem öfter in daten-fokussierten Tätigkeiten involviert und brauchen mehr unterschiedliche Methoden zur Qualitätsverbesserung, was zu einer Steigerung der Qualität beitragen kann. Weiter beschäftigen sich Pflegeexperten/innen APN ua. mit folgenden Themen:

  • Umsetzung von Interventionen, Programmen oder Qualitätsverbesserungsprojekten, sowie Festlegen von Qualitätszielen und Interpretation von Resultaten aus Qualitätserhebungen
  • Konzeptuelles Arbeiten
  • Teamschulungen / klinische Lehre
  • Durchführen von Assessments und Fallbesprechungen

Hier eine Übersicht über die Aufgaben eine/r Pflegeexperte/in APN bei InnoCare Project:

Welchen Mehrwert bringen Pflegeexperten/innen APN den Langzeitinstitutionen?

Sottas & Kissmann (2022) beschreiben in ihrem Abschlussbericht, dass Pflegeexperten/innen APN hauptsächlich wegen ihrer Problemlösungsfähigkeit in der Praxis geschätzt werden. Im PEPPA-Framework, im Pan-Canadian Framework und im Green-Paper von APN-CH wird beschrieben, dass ein/e Pflegeexperte/in APN dazu beiträgt, dass die Bewohnenden gesünder sind, eine bessere Lebensqualität, bessere Funktionsfähigkeit und höhere Zufriedenheit aufweisen. Die Pflegenden und Akteure profitieren von einer optimierten, evidenzbasierten Pflege, bessere Pflegekoordination und besseren patientenzentrierte Pflege. Und die Arbeitgeberin erreichen eine höhere Bewohnenden- Sicherheit, höhere Pflegequalität und gezieltere Nutzung von Gesundheitsdiensten (z.B. Arztvisiten, Spitaleinweisungen).

 

Wie viele Pflegeexperten/innen APN arbeiten in der Langzeitpflege?

In der Schweiz gibt es aktuell ungefähr 1‘000 Studienabschlüsse in Pflegewissenschaft (Master of Science in Pflege). Davon sind 99 als APN-CH registriert (Zugriff auf www.apn-ch.ch am 4. Juli 2023). Von diesen 99 Pflegeexperten/innen APN arbeiten 8 in Langzeiteinrichtungen. Das entspricht 7.9 %. Favez et al. (2023) fanden in ihrer Studie heraus, dass nur 17 % der Schweizer Pflegeinstitutionen Pflegeexperten/innen auf Masterstufe beschäftigen. Die Langzeitpflege ist also mit Pflegeexperten/innen APN unterversorgt. Das bestätigen auch Sottas & Kissmann (2022) in ihrem Bericht. Glücklicherweise gibt es zunehmend selbständig erwerbende Pflegeexperten/innen APN, welche die Betriebe auf Mandatsbasis oder in Form von alternativen Modellen unterstützen. Das scheint ein Zukunftsmodell zu sein. Denn auch mittel- oder langfristig wird es nicht mehr Fachpersonal und finanzielle Möglichkeiten zur Festanstellung eines/r Pflegeexperten/in APN geben.

 

Wo finde ich weitere Informationen dazu?

Zu diesem Thema wurde ein Referat gehalten:

Youtube "Kernkompetenzen einer Pflegeexpert:in APN-CH im Zusammenhang mit interRAI LTCF CH"

 

Literatur

APN-CH (2020). Green Paper zu den Rollen und Handlungsfeldern der Pflegeexpertinnen / Pflegeexperten APN – Stand der Reglementierung.

BAG (2022). Medizinische Qualitätsindikatoren: aktueller Stand der Daten 2019/2020.

Canadian Nurses Association (2019). Advanced practice nursing: A pan-canadian framwork.

Favez, L., Simon, M., Serdaly, C., & Zúñiga, F. (2023). Expanded role of nurses in Swiss nursing homes and their engagement in quality improvement: A cross-sectional study. Nursing Open, 00, 1–10. https://doi. org/10.1002/nop2.1773

International Council of Nurses (2020). Guidelines on advanced practice nursing.

PEPPA Framework Advanced Practice Nursing Toolkit – Cancer Care Ontario (Zugriff am: 05.06.2023 auf: https://www.cancercareontario.ca/en/guidelines-advice/treatment-modality/nursing-care/advanced-practice-nursing-toolkit).

Sottas B., Kissmann S. 2022. Aktuelle Situation der Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten APN in der Schweiz und Implikationen einer Regulierung. Expertenbericht. Bern: BAG

Tracy, M. F., & O'Grady, E. T. (2019). Hamric and Hanson's advanced practice nursing: An integrative approach (6th ed.). USA: Elsevier.

Zúñiga, F., Favez, L. Baumann, S. et al. (2021). SHURP 2018 – Schlussbericht. Personal und Pflegequalität in Pflegeinstitutionen in der Deutschschweiz und Romandie. Universität Basel. https://shurp.unibas.ch/shurp-2018-publikationen