Sturzprävention in der Langzeitpflege - ein Minikonzept

Veröffentlicht am 4. März 2024 um 23:25

Warum braucht es Sturzprävention in der Langzeitpflege?

Stürze stellen ein häufiges und ernsthaftes Problem für ältere Menschen in Pflegeinstitutionen dar. Sie können zu erheblichen Verletzungen, Einschränkungen der Mobilität und sogar zum Tod führen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, nachhaltige Massnahmen zur Sturzprävention zu implementieren. Die standardmässige Implementierung der Sturzprävention in Pflegeinstitutionen erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise und eine kontinuierliche Evaluation der eingeleiteten Massnahmen. 

 

Welche sturzpräventiven Massnahmen können ergriffen werden?

Die nachfolgende Auflistung ist nicht abschliessend. Die personzentrierte, individuelle Anpassung der Massnahmen auf den/die Bewohner/in ist zentral für den Erfolg, weshalb manchmal andere, kreative Massnahmen benötigt werden.

 

Sturzrisiko erkennen

  • Regelmässiges Risikoassessment: Dieses kann z.B. in der Beobachtungsperiode integriert werden und sollte eine Bewertung von Faktoren wie Alter, Mobilitätsstatus, kognitive Fähigkeiten, Medikamenteneinnahme, frühere Stürze und Umgebungsrisiken enthalten. Dieses Assessment bildet die Basis für personzentrierte, individuell angepasste Massnahmen. Eine Risikoeinschätzung und ein ausführliches Sturzassessment wird bei www.stoppsturz.ch zur Verfügung gestellt. 

 

Umgebung anpassen

  • Beleuchtung: Gute Beleuchtung, insbesondere Flure, Treppen und Badezimmer 

  • Rutschfeste Bodenbeläge: In allen Bereichen der Institution

  • Wohnraum anpassen: Stolperfallen entfernen

 

Mobilitätsunterstützende Massnahmen und Hilfsmittel

  • Gehhilfen: regelmässige Überprüfung der Passform und des Zustandes der Gehhilfen, sowie Sicherstellung einer angemessenen Verwendung

  • Seh- und Hörschwäche: mit Hilfsmitteln korrigieren, Hilfsmittel sauber und funktionstüchtig halten
  • Handläufe und Haltegriffe: Installation entlang von Fluren, Treppen und Badezimmern

  • Kraft-, Ausdauer- und Balance- Training: z.B. Physiotherapie oder Pflegetrainings

 

Medikamentenmanagement und Schulung

  • Medikamentionsreview: Regelmässige interdisziplinäre Überprüfung der Medikamentenliste auf Polypharmazie und potenziell sturzrelevante Medikamente

  • Schulung: Schulung des Pflegepersonals, der Person mit erhöhtem Sturzrisiko und ggf. dessen Angehörigen zu Erkennung von Sturzrisikofaktoren, möglichen Sturzfolgen und präventiven Massnahmen. Für die Schulung des Pflegepersonals und dem Präsent halten von Wissen zu möglichen nicht-medikamentösen sturzpräventiven Massnahmen eignet sich der Einsatz des One Minute Wonders "Sturzprävention".

 

Medizinische Ursachen behandeln

  • Schmerzen: Regelmässige Schmerzeinschätzung (z.B. VRS, BESD), nicht-medikamentöse Schmerzbehandlung, Schmerzmedikamente 
  • Mangelernährung: Ernährungszustand und Gewicht mit Assessments standardmässig überprüfen (z.B. MNA), ggf. Zwischenmahlzeiten und Proteindrinks anbieten, Ernährungsberatung involvieren
  • Inkontinenz: Erkennen (z.B. Miktions- oder Stuhltagebuch), Inkontinenzmaterial verwenden, Toilettentraining, Medikamente anpassen
  • Sturzangst: Sturzangst erkennen (z.B. FES-I), Sturzangst behandeln z.B. mit Psychotherapie und/oder Gehtraining
  • Delir/Demenz/Depression: Erkennen von Delir (z.B. DOS/CAM), Demenz (z.B. MMSE, MoCA) und Depression (z.B. GDS). Weitere Empfehlungen gibt es im Dokument "Assessments in der Langzeitpflege für Menschen mit Demenz"

 

Evaluation 

  • Sturzprotokolle führen: Implementieren von Sturzprotokollen zur Meldung, Dokumentation und Analyse von Stürzen, um Trends zu identifizieren und Interventionen zu verbessern. Eine Vorlage ist auf www.stoppsturz.ch erhältlich

  • Kontinuierliche Evaluation und Fallbesprechungen: Regelmässige Evaluation der Wirksamkeit der eingeleiteten Sturzpräventiven Massnahmen in einer Fallbesprechungen und ggf. Anpassung der Massnahmen

 

Wo gibt es weitere Informationen?

 

Literaturverzeichnis

  • BAG (2019). Assessments in der Langzeitpflege für Menschen mit Demenz. Erhältlich auf www.bag.admin.ch
  • Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (2022). Expertenstandard "Sturzprophylaxe in der Pflege - 2. Aktualisierung 2022". Schriftenreihe des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege. Osnabrück. ISBN: 978-3-00-015082-1
  • www.stoppsturz.ch, eine Initiative des Bundesamtes für Unfallverhütung (Bfu)