Welche Qualitätsindikatoren werden veröffentlicht und warum?
Die obligatorische Erfassung der Medizinischen Qualitätsindikatoren (MQI) und deren Veröffentlichung durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zielt darauf ab, die Wirtschaftlichkeit und Qualität der erbrachten Leistungen in der stationären Langzeitpflege zu überwachen. Die MQI Polymedikation, Mangelernährung, bewegungseinschränkende Maßnahmen und Schmerzmanagement geben Aufschluss über kritische Aspekte und helfen dabei, potenzielle Qualitätslücken zu identifizieren.
Die Daten der MQI können die Institutionen ausserdem verwenden, um die interne Qualität zu überprüfen. Dafür braucht es eine konzeptuelle Einbettung für die Auswertung und Verwendung dieser Zahlen und die Entwicklung von zielfokussierten Massnahmen, z.B in Form eines Praxisentwicklungsprojektes.
Was gibt es wissenswertes zum MQI Schmerzen?
Chronische und akute Schmerzen bei den Bewohnenden stellt in der Langzeitpflege eine bedeutende Herausforderung dar, die eine umfassende Bewertung und gezielte Managementstrategie erfordert. Definiert werden die zwei Qualitätsindikatoren zum Schmerz als der „prozentuale Anteil der Bewohnenden, die innerhalb der letzten 7 Tage täglich mässige bis sehr starke Schmerzen oder nicht täglich sehr starke Schmerzen angaben“. Dabei geht es um die Schmerzintensität, gemessen mit Instrumenten zur Beurteilung als Fremd- oder Selbsteinschätzung. In der Datenauswertung werden diejenigen Bewohnenden ausgeschlossen, welche keine vollständige Selbst- oder Fremdeinschätzung der Schmerzen haben.
Im Kanton Bern gaben im Jahr 2021 bei der Selbsteinschätzung 21.8% der Bewohnenden Schmerzen an, bei der Fremdeinschätzung waren es 16.6%. Wobei in der SHURP-Studie aufgezeigt werden konnte, dass 59% der Bewohnenden in Schweizer Pflegeheime mindestens teilweise unter Schmerzen litten.
Schmerzen können bei den Bewohnenden dazu führen, dass ihre Lebensqualität und Mobilität sinkt, und dass sich das Risiko für das Auftreten von depressiven Symptomen oder Verhaltensauffälligkeiten erhöht.
Welche Massnahmen können zu einer Verbesserung dieses MQI beitragen?
Eine grosse Herausforderung ist es, die Schmerzen rechtzeitig zu erkennen und ernst zu nehmen. Der Einsatz von geeigneten Assessmentinstrumenten ist unumgänglich.
Folgende Assessmentinstrumente werden zur Schmerzerfassung empfohlen: Für die Selbsteinschätzung eignen sich die VRS (Verbale Rating Skala) oder NRS (Numerische Rating Skala), für die Fremdeinschätzung das BESD (Beurteilung von Schmerzen bei Demenz) oder das BISAD (Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz). Weitere Informationen zu den Assessmentinstrumenten finden Sie hier.
Nach der Erkennung der Schmerzen sollte ein geeignetes Schmerzmanagement zum Zuge kommen. Die Reduzierung der Schmerzsituation bei den Bewohnenden ist ein komplexes Unterfangen, das nicht selten mit einem sofortigen Griff in den Medikamentenschrank endet, ohne vorherige Prüfung von nicht-medikamentösen Ansätzen. Und gleichzeitig sind individuell angepasste Massnahmen so wichtig zur Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
Folgende Massnahmen können Pflegeinstitutionen dabei unterstützen, die Schmerzen der Bewohnenden zu senken und eine interne Kulturveränderung herbeizuführen (Liste nicht abschliessend):
- Standards und Prozesse: Standards und Prozesse sorgen dafür, dass alle Pflegenden einen einheitlichen Ansatz im Umgang mit Schmerzen verfolgen. Die praxisbezogene und umsetzbare Integration in den Pflegealltag ist dabei zentral.
- Regelmässige Assessments: Eine regelmässige Erfassung der Schmerzen mittels Selbst- oder Fremdeinschätzung, z.B. integriert in die Beobachtungsperiode oder gekoppelt an das Eintritts- oder Rückkehrprozedere. Dies ermöglicht eine zeitnahe Evaluation der Situation und das frühzeitige Einleiten von schmerzreduzierenden Massnahmen.
- Nicht-medikamentöse Massnahmen fördern: Ein besonderes Augenmerk auf nicht-medikamentöse Massnahmen legen. Dabei unterstützen kann beispielsweise ein One Minute Wonder.
- Medikationsreview: Regelmässige (interprofessionelle) Überprüfung der Schmerzmedikamente bei Veränderung der Schmerzsituation.
- Advanced Care Planning (ACP): Mit den Bewohnenden und ihren Angehörigen ihre Ziele und Präferenzen für zukünftige medizinische Behandlungen und Pflege besprechen und diese festhalten.
- Fallbesprechungen: Pflegegeleitete Fallbesprechungen helfen bei der Situations- und Problem Analyse und der Ausarbeitung von personzentrierten Massnahmen.
- Schulung/Sensibilisierung des Pflegepersonals: Förderung des Bewusstseins für die Relevanz der Schmerzerfassung, dem Einleiten von personzentrierten Massnahmen / Schmerzmanagement und einer regelmässigen Evaluation der Massnahmen.
Verbessern auch Sie sowohl die Lebensqualität Ihrer Bewohnenden mit einem effizienten Schmerzmanagement, als auch die Pflegequalität und Prozesse zum Thema Schmerz und somit letztendlich auch die MQI-Daten in Ihrer Institution. InnoCare Project unterstützt Sie dabei. Buchen Sie noch heute Ihr unverbindliches Kennenlerngespräch (Link).
Literatur
Bundesamt für Gesundheit. (2024). Medizinische Qualitätsindikatoren im Bereich der Pflegeheime 2021.
CURAVIVA (2024). Faktenblatt zu Qualitätsindikatoren für die stationäre Langzeitpflege – Polymedikation.
Sommerhalder, K., Gugler, E., Conca, A., Bernet, M., Bernet, N., Serdaly, C., Hahn, S. (2015). Residents’ Perspectives of Living in Nursing Homes in Switzerland (RESPONS). Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit.