Welche Qualitätsindikatoren werden veröffentlicht und warum?
Die obligatorische Erfassung der Medizinischen Qualitätsindikatoren (MQI) und deren Veröffentlichung durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zielt darauf ab, die Wirtschaftlichkeit und Qualität der erbrachten Leistungen in der stationären Langzeitpflege zu überwachen. Die MQI Polymedikation, Mangelernährung, bewegungseinschränkende Maßnahmen und Schmerzmanagement geben Aufschluss über kritische Aspekte und helfen dabei, potenzielle Qualitätslücken zu identifizieren.
Die Daten der MQI können die Institutionen ausserdem verwenden, um die interne Qualität zu überprüfen. Dafür braucht es eine konzeptuelle Einbettung für die Auswertung und Verwendung dieser Zahlen und die Entwicklung von zielfokussierten Massnahmen, z.B in Form eines Praxisentwicklungsprojektes.
Was gibt es wissenswertes zum MQI Polymedikation?
Polymedikation stellt in der Langzeitpflege eine bedeutende Herausforderung dar, die eine umfassende Bewertung und gezielte Managementstrategien erfordert. Definiert wird dieser Indikator als der „prozentuale Anteil der Bewohnenden, die innerhalb der letzten 7 Tage neun oder mehr Wirkstoffe zu sich nahmen“. Bei der Datenauswertung werden alle Bewohnenden ausgeschlossen, bei welchen die Lebenserwartung unter 6 Monaten liegt oder wenn es sich um die Bedarfserhebung bei Eintritt handelt.
Im Kanton Bern erfüllten im Jahr 2021 45,4% der Bewohnenden diese Kriterien, wobei im Jahr 2016 die durchschnittliche Medikamentenzahl pro Bewohnenende bei 9.3 Medikamenten lag. 11% der Bewohnenden nahmen sogar mehr als 15 Medikamente ein.
Eine derart hohe Medikamentenzahl bringt Risiken mit sich, darunter eine geringere Medikamentenadhärenz, eine Zunahme an Nebenwirkungen und Krankenhausaufenthalten, ein erhöhtes Risiko für Stürze, Mangelernährung, Inkontinenz, Delir sowie eine verringerte Lebensqualität und erhöhte Sterblichkeit. Zudem steigt das Risiko für Medikationsfehler und die Medikamentenkosten sind horrend.
Welche Massnahmen können zu einer Reduktion der Medikamentenzahl beitragen?
Die Reduktion der Medikamentenzahl ist ein komplexes Unterfangen, das nicht selten durch Herausforderungen wie erschwerte Zusammenarbeit mit den Ärzten/Ärztinnen oder eine Tendenz zur sofortigen medikamentösen Behandlung von Symptomen ohne vorherige Prüfung von nicht-medikamentösen Ansätze, erschwert wird. Folgende Massnahmen können Pflegeinstitutionen unterstützen, die Medikamentenanzahl zu reduzieren und eine interne Kulturveränderung herbeizuführen:
- Nicht-medikamentöse Massnahmen fördern: Ein besonderes Augenmerk auf nicht-medikamentöse Ansätze legen, zum Beispiel im Rahmen des Schmerzmanagements.
- Medikationsreview: Eine regelmässige Überprüfung der Medikation, idealerweise unter Einbeziehung eines/r Apothekers/in, um mögliche Interaktionen zu klären.
- Advanced Care Planning (ACP): Mit den Bewohnenden und ihren Angehörigen ihre Ziele und Präferenzen für zukünftige medizinische Behandlungen und Pflege besprechen und diese festhalten.
- Personzentrierte Pflege und Lebensqualität: Mit den Bewohnenden und deren Angehörigen besprechen, welche Symptome ihre Lebensqualität am meisten beeinflussen und bei der Behandlung im Zentrum stehen sollen.
- Schulung/Sensibilisierung des Pflegepersonals: Förderung des Bewusstseins für die Relevanz der Polymedikation und des damit verbundenen Risikos für Medikationsfehler (z.B. mit einem Room of Horrors oder Leiterlispiel).
- Fallbesprechung: Pflegegeleitete Fallbesprechungen helfen bei der Situations- und Problem Analyse und der Ausarbeitung von personzentrierten Massnahmen.
Verbessern auch Sie sowohl die Lebensqualität Ihrer Bewohnenden mit der Förderung der Medikamentenreduktion, als auch die Pflegequalität und Prozesse zum Thema Polymedikation und somit letztendlich auch die MQI-Daten in Ihrer Institution. InnoCare Project unterstützt Sie dabei. Buchen Sie noch heute Ihr unverbindliches Kennenlerngespräch (Link).
Literatur
Bundesamt für Gesundheit. (2024). Medizinische Qualitätsindikatoren im Bereich der Pflegeheime 2021.
CURAVIVA (2024). Faktenblatt zu Qualitätsindikatoren für die stationäre Langzeitpflege – Polymedikation.