Massnahmen zur Verbesserung der Pflegequalität des MQI Mangelernährung

Veröffentlicht am 1. August 2024 um 13:10

Welche Qualitätsindikatoren werden veröffentlicht und warum?

Die obligatorische Erfassung der Medizinischen Qualitätsindikatoren (MQI) und deren Veröffentlichung durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zielt darauf ab, die Wirtschaftlichkeit und Qualität der erbrachten Leistungen in der stationären Langzeitpflege zu überwachen. Die MQI Polymedikation, Mangelernährung, bewegungseinschränkende Maßnahmen und Schmerzmanagement geben Aufschluss über kritische Aspekte und helfen dabei, potenzielle Qualitätslücken zu identifizieren.

Die Daten der MQI können die Institutionen ausserdem verwenden, um die interne Qualität zu überprüfen. Dafür braucht es eine konzeptuelle Einbettung für die Auswertung und Verwendung dieser Zahlen und die Entwicklung von zielfokussierten Massnahmen, z.B in Form eines Praxisentwicklungsprojektes. 

 

Was gibt es wissenswertes zum MQI Mangelernährung?

Mangelernährung (und Gewichtsverlust als Symptom davon) ist in der Langzeitpflege ein bedeutendes und häufiges Gesundheitsproblem, das direkten Einfluss auf die Genesung, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bewohnenden hat. Es gibt mehrere Gründe, warum ältere Menschen an Mangelernährung leiden können:

 

  • Verminderte Nahrungsaufnahme: Mit dem Alter nehmen Appetit und Hungergefühl oft ab, was dazu führt, dass ältere Menschen weniger essen. Verschiedene Faktoren wie Veränderungen im Geschmackssinn, Medikamenteneinnahme, Zahnprobleme oder Einsamkeit verstärken diesen Effekt.
  • Veränderungen im Stoffwechsel: Im Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel, wodurch der Körper weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufnimmt oder diese weniger effizient nutzt.
  • Medizinische Probleme: Chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Magen-Darm-Probleme beeinträchtigen die Nährstoffaufnahme oder erhöhen den Nahrungsbedarf, was zu einer unzureichenden Nährstoffaufnahme führen kann.
  • Körperliche Einschränkungen: Mobilitätsprobleme, Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken sowie altersbedingte Erkrankungen wie Arthritis in den Händen erschweren es älteren Menschen, Nahrung zu sich zu nehmen oder zuzubereiten.
  • Soziale und finanzielle Faktoren: Einsamkeit, soziale Isolation oder finanzielle Probleme können ältere Menschen daran hindern, ausreichende Nahrung zu sich zu nehmen. Z.B. der Verlust des Partners/ der Partnerin oder der Einzug in eine Pflegeinstitution können diese Symptome noch zusätzlich verstärken.

Definiert wird dieser Indikator als der "prozentuale Anteil der Bewohnenden mit einem Gewichtsverlust von 5% und mehr in den letzten 30 Tagen oder 10% und mehr in den letzten 180 Tagen." Bei der Datenauswertung werden alle Bewohnenden ausgeschlossen, bei welchen die Lebenserwartung unter 6 Monaten liegt oder wenn es sich um die Bedarfserhebung bei Eintritt handelt.

Im Kanton Bern erfüllen im Jahr 2021 4.6% der Bewohnenden diese Kriterien. Für die betroffenen Bewohnenden bedeutet das unter anderem, dass sie einem erhöhten Sterberisiko ausgesetzt sind, sowie einer erhöhten Hospitalisationsgefahr mit mehr Komplikationen. Weiter wird die Frailty-Symptomatik verstärkt und es entsteht ein Verlust der Lebensqualität.

 

Welche Massnahmen können zu einer Verbesserung dieses MQI beitragen?

Eine grosse Herausforderung ist es, eine Mangelernährung zu erkennen und geeignete Massnahmen einzuleiten. Folgende Massnahmen können Pflegeinstitutionen unterstützen, den Gewichtsverlust bei den Bewohnenden im Blick zu behalten und frühzeitig Massnahmen zu ergreifen:

  • Standards und Prozesse: Standards und Prozesse sorgen dafür, dass alle Pflegenden einen einheitlichen Ansatz im Umgang mit Mangelernährung verfolgen. Die praxisbezogene und umsetzbare Integration in den Pflegealltag ist dabei zentral.
  • Regelmässige Assessments: Als Assessmentinstrument eignet sich das MNA. Dieses sollte ergänzt werden mit einer regelmässigen Gewichtsmessung und ev. der Dokumentation der Essensmenge (Essprotokoll).
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Bewohnenden, die bereits an einer Mangelernährung leiden, können von einer regelmässigen Zusammenarbeit mit Ernährungsberatung, Diätassistenten/innen oder Ärzte/Ärztinnen profitieren.
  • Angepasste Mahlzeiten: Mahlzeiten sollten den Bedürfnissen und Vorlieben der Bewohnenden entsprechen. Dies kann z.B. bedeuten, dass Textur- oder Konsistenzänderungen für Personen mit Schluck- oder Kauproblemen vorgenommen werden müssen.
  • Anpassung der Essensumgebung: Eine angenehme Essensumgebung kann dazu beitragen, den Appetit der Bewohnenden anzuregen. Dies kann die Gestaltung des Speisesaals, die Präsentation der Mahlzeiten und die Schaffung einer sozialen und einladenden Atmosphäre beinhalten.
  • Nahrungsergänzung: Bei Bedarf können ergänzende Nahrungsmittel wie Proteinshakes oder Nahrungsergänzungsmittel in Betracht gezogen werden, um den Nährstoffbedarf zu decken.
  • Schulung des Pflegepersonals: Das Pflegepersonal sollte in der Erkennung von Anzeichen und Risikofaktoren für Mangelernährung geschult werden, damit sie frühzeitig Massnahmen einleiten können.
  • Fallbesprechung: Pflegegeleitete Fallbesprechungen helfen bei der Situations- und Problem Analyse und der personzentrierten Definition von Massnahmen.

 

Verbessern auch Sie sowohl die Lebensqualität Ihrer Bewohnenden mit Massnahmen zur Verbesserung der Mangelernährung, als auch zur Optimierung der Pflegequalität und der Prozesse. Verbessern Sie damit auch die MQI-Daten in Ihrer Institution. InnoCare Project unterstützt Sie dabei. Buchen Sie noch heute Ihr unverbindliches Kennenlerngespräch (Link).

 

Literatur

Bundesamt für Gesundheit. (2024). Medizinische Qualitätsindikatoren im Bereich der Pflegeheime 2021.

CURAVIVA (2024). Faktenblatt zu Qualitätsindikatoren für die stationäre Langzeitpflege – Mangelernährung